Die von langer Hand geplante Skidurchquerung in den Berner Alpen muss verschoben werden. Keiner sitzt gerne auf der Finsteraarhorn- oder Konkordiahütte im Sturm fest. Die Vorstellung, im Nebel über den Konkordiaplatz zu irren, motiviert uns auch nicht gerade. Das was den Westalpen ab Ostersonntag blüht soll in den weiter südöstlich gelegenen Alpenteilen erst ab Mittwoch ankommen. So bleiben uns immerhin ein paar Tage mit hoffentlich guten Bedingungen. Arne macht die Branca- und Pizzinihütte klar und heckt eine schöne Rundtour in den Ortleralpen aus. Susanne hat das Gebiet auch schon länger auf dem Plan, Annette aus München sagt auch noch zu und komplettiert das Quartett.

Brancahütte
Brancahütte

Mit der Seilbahn schweben wir von Sulden im Nebel zur Schaubachhütte. Im Schneetreiben und mit wenig Sicht spuren wir in Richtung Suldenspitze. Immer wieder reißt die Wolkendecke auf und lässt wärmende Sonnenstrahlen durch. Aber kurz vor dem Gipfelhang des Cevedale bläst es so garstig, dass wir notgedrungen zur Umkehr gezwungen sind. Somit ist auch der Plan, über Palòn de la Mare direkt zur Hütte abzufahren, dahin. Wir schieben über den Zufallferner zur Casatihütte um uns aufzuwärmen. Was auf dem Zufallferner an mächtiger Schneedecke liegt, fehlt auf den südwestlichen Hängen hinab ins Fornital. Mühsam geht es hinab bis auf ca. 2.250 m, hier ist endgültig Schluss mit Schnee und die Skier kommen auf den Rucksack. Bis zur Brancahütte ist Gehen angesagt. Beim Betreten des Speisesaals wird man gewahr, dass man auf einer italienischen Hütte angelangt ist. Ein warmer Kachelofen, gutes Essen, Wein günstiger als Bier, so lässt es sich aushalten. Am Montagmorgen biegen wir gleich hinter dem kleinen See unterhalb der Hütte nach rechts ab und ziehen unsere Spur in Richtung Pta. San Matteo.

San Matteo
San Matteo

Mit Ausnahme des immer noch recht unangenehm kalten Winds eine sehr schöne und abwechslungsreiche Skihochtour.  Die kurze Steilstufe auf 3.350m überwinden wir mit Steigeisen. Am Gipfel ist der Auftrieb recht groß. Naja, es ist halt Ostermontag. Waren wir im ersten Teil des Aufstiegs noch weitgehend alleine, so geraten wir bei der Abfahrt zwischen zwei Großgruppen und kommen uns kurzzeitig vor wie beim Pisteln. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Annette muss noch Mal zurück zur Hütte, ihre Brille holen. Wir fahren solange der Schnee reicht ins Fornital hinab. Nun kommt der unangenehme Teil des Tages. Ein nicht enden wollender Aufstieg zur Pizzinihütte. Das Ziel ständig vor Augen laufen wir auf dem Fahrweg zur Hütte. Aber auch das ist irgendwann zu Ende. Ein freundlicher Empfang macht die Anstrengung wett. Auch hier gilt das was schon zur Brancahütte gesagt wurde. Sehr angenehm. Der letzte Tag stellt den Höhepunkt der Runde dar: die Besteigung der Königsspitze (3.851m). Mit Skiern laufen wir bis zum Depot unterhalb der Südrinne.

Aufstieg zur Königsspitze
Aufstieg zur Königsspitze

Die restlichen 500 Hm geht es zu Fuß. Aufgrund der Menge an Schnee, die in den vergangenen Tagen in die Rinne und die Ostflanke geweht wurde, muss Arne anstrengende Spurarbeit leisten. Immer wieder wechseln sich Wolken und Sonne ab und es gibt wunderbare Tiefblicke. Der Gipfelhang ist bei solchen Verhältnissen sicherlich deutlich angenehmer als in aperem oder blankem Zustand im Hochsommer.

Steil
Steil rauf
Steil runter
Steil runter

Vom Skidepot fahren wir in Richtung Süden bis unter den Cedecpass ab. Das erste Stück geht es noch mit Skiern, doch im oberen Teil tauschen wir sie nochmals gegen die Steigeisen. Unter der recht dünnen Neuschneeschicht ist ein harter Deckel und Runterfallen ist in diesem Gelände weniger empfehlenswert. Die ersten Meter auf der anderen Seite des Passes fahren wir vorsichtig durch den triebschneegeladenen obersten Hang. Aber dann kommen wir noch auf  genussvolle Abfahrtsmeter und landen schlussendlich an der Mittelstation der Seilbahn.

Abfahrsfreuden
Abfahrtsfreuden

Weitere Infos: http://www.bergtour.ch/gipfelbuch/detail/id/54463

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