„Da vorne ist die Hütte!“ – Es klingt wie „Land in Sicht“ nach einer wochenlangen Überfahrt. Nach knapp 9 1/2 h ist das Kärlingerhaus erreicht. Es sind aber 9 1/2 h die es aber in sich haben. Den Auftakt zu dieser Skidurchquerung bildet am Freitag der Zustieg zum Carl-von-Stahl-Haus. Entgegen der Vorhersage regnet es nicht, sondern die Sonne scheint und wir laufen mit T-Shirt; Ja so sind sie, die Frühjahrs-Skitouren.

Königsbergalm
Königsbergalm

Aber der Wetterbericht hat sich leider nicht nur am Freitag getäuscht, wie sich später noch zeigen sollte. Abends lässt sich bei allen Gruppen eine leichte Anspannung bemerken, die Königsetappe wirft ihre Schatten voraus. Wieviele Höhenmeter und Kilometer zurück zu legen sind weiß keiner so genau. Einer am Tisch behauptet, das es eh nur ein bisserl mehr als 1.000 Hm sind, aber ein Blick in die Karte widerlegt diese gewagte These recht schnell. Wohl eher 2.000 Hm plus x trifft zu. Also noch schnell ein Reiseachterl und ab ins Bett.

Stahlhaus
Stahlhaus

Der erste Blick aus dem Fenster erschreckt uns – wir sehen nichts. Ohweh! Bei Nebel durch das Hagengebirge. Das kann ja heiter werden. Bis nach dem Frühstück ist wenigstens die Wolkenbasis bis fast zum Schneibsteingipfel angestiegen. Wir starten mit ein paar Minuten Vorsprung vor den Anderen und finden bald unser Tempo. Die Sicht bleibt aber bescheiden. So ist es nicht verwunderlich, dass wir vom Windschartenkopf den falschen Spuren folgen und unser Missgeschick erst kurz vor dem Seeleinsee bemerken. Also wieder zurück. Mit guter Teamarbeit schaffen wir zusammen mit zwei Weiteren den Weg auf die richtige Spur. Zum ersten Mal richtig Sonne gibt’s auf dem Jägerbrunnentrog. Nun kommt die erste richtige Abfahrt des Tages, der Eisgraben.  Der Nebel hat einen zweiten Nachteil neben der schlechten Sicht. Durch die fehlende Abstrahlung in der Nacht ist der Schnee wahlweise sumpfig oder mit einem dünnen Harschdeckel versehen. Anstatt 20 Minuten dauert die Abfahrt ganze 45 min und kostet deutlich mehr Kraft als geplant. Aber wir sind immer noch im Zeitplan.

Eisgraben
Eisgraben

Beim Aufstieg zum Schönangerl, dem längsten Anstieg am heutigen Tage, haben wir mal wieder Glück. Mein rechtes Fell mag nimmer auf dem Ski kleben. Zwei Kabelbinder, von einem freundlichen Helfer, retten mich. Es geht zwar nicht mehr so geschmeidig wie zuvor, aber es geht. Nach der langen Gasse, die ihrem Namen alle Ehre macht entscheiden wir uns in anbetracht der fehlenden Spur und der zur Neige gehenden Kraftreserven gegen den Funtenseetauern und queren die steilen Hänge des Grieskogels. Auch das ist irgendwann geschafft und die letzte Abfahrt ruft. Glücklich, stolz, aber auch ein bisserl erschöpft kommen wir am Funtensee und dem Kärlingerhaus an. Jetzt kommt der gemütliche Teil. Den Rest des Tages verbringen wir eigentlich mit Essen und Trinken. Suppe, Torte, Kuchen, Nudeln, Schokolade und zu letzt, als Betthupferl, hole ich noch den Speck aus dem Rucksack. Eine große Zufriedenheit stellt sich ein und so fallen wir müde in unsere Betten.
An dieser Stelle ein großes Lob an die neuen Hüttenwirte Sigi und Gabi. Besonders hervorheben möchte ich den Kirsch-Streuslkuchen, Weltklasse! Ich hoffe, den beiden gelingt das alles weiterhin so gut.

Stuhlgraben
Stuhlgraben

Nach den Anstrengungen von Samstag wird der Sonntag dann zur Kür. Die Verhältnisse sind jetzt so, wie wir sie uns gestern gewünscht hätten. Die Nacht war kalt, der Schnee ist gut durchgefroren, so laufen wir fast mühelos dahin. Bald sind wir am Ingolstädter Haus vorbei, an der Hundstodscharte. Hinab gleiten wir in den Kessel der Hochwiesalm. Hier sitzen wir windgeschützt in der Sonne bei unserer ersten Brotzeit. Nach und nach kommen immer mehr den Hang herunter. So brechen wir wieder auf. Kaum eine halbe Stunde später sind wir auf der Hochwiesscharte. Über idealgeneigte Hänge geht es Richtung Loferer Sailergraben. Ein absoluter Traum, zum Schluss läuft es zwischen den Felsentürmen hinaus ins weite Wimbachgries.

Hochwiesscharte
Hochwiesscharte
Loferer Sailergraben
Loferer Sailergraben

Noch ein Abschlussbier im Wimbachschloss. Wir blicken noch einmal zurück auf eine konditionell und technisch sehr anspruchsvolle Skidurchquerung, die zumindest in den Ostalpen keinen Vergleich scheuen muss. Die landschaftlichen Eindrücke sind fantastisch und entschädigen für die Anstrengungen.
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