Drei Wünsche auf ein Mal erfüllt bekommen. Das klappt doch sonst nur bei der Kinderüberraschung. Aber dieses Mal auch bei uns.
1. Wunsch: Arnes Hochzeitgeschenk einlösen
2. Wunsch: letzter Reality– und Ausrüstungs-Check vor Bolivien
3. Wunsch: zwei Klassiker der Ostalpen abhaken

Quergang (VI)
Quergang (VI)

Los geht es am Freitag ins Advanced Base Camp nach München. Das Auto ist so voll, dass man glauben möchte, wir wären jetzt schon auf dem Weg zu unserer Expedition nach Bolivien. Samstag Morgen starten wir einigermaßen zeitig in Richtung Wilder Kaiser, für den ersten Klassiker. Beim Zustieg von der Wochenbrunner Alm zum Ellmauer Tor sind wir uns noch nicht ganz einig, welchen Klassiker wir nehmen sollen, die Auswahl ist hier recht groß. Wir wägen ab zwischen der Göttner an der Karlspitze und der WiessnerRossi an der Fleischbank Südostwand. Nach einigem hin und her steigen wir in die WiessnerRossi ein.
Wunderschöne Kletterei im gehobenen sechsten Grad. Das Attribut Klassiker erkauft man sich hier mit einem gehörigen Maß an Politur der Griffe und Tritte, gerade an den anspruchsvollen Stellen. Nach elf Seillängen stehen wir dann glücklich am Gipfel der Fleischbank, Susannes erste alpine Klettertour im 6. Grad.

Als nächstes steht ein Szenenwechsel an. Wir fahren aus dem Wilden Kaiser über die Glockner-Hochalpenstraße zur höchsten Erhebung in Österreich. Die Nacht genießen wir als einzige im Lager der Glocknerhütte um früh morgens zum Glocknerbiwak aufzusteigen. Der Plan ist, sich möglichst früh einen der acht heißbegehrten Schlafplätze zu sichern. Der eigentlich recht entspannte Sonntag wird wegen dem Andrang auf der kleinen Biwakschachtel ein klein bisserl zum Psychostress.

Biwakschachtel
Biwakschachtel

Wir sind zwar die ersten und reservieren unsere Plätze in teutonischer Manier mit unseren Handtüchern respektive Schlafsäcken, doch am Abend sind es 19 Glockneraspiranten, die sich in und um die winzige Schachtel tummeln. Drinnen versuchen 12 Personen, eine Handvoll Schlaf zu ergattern, draußen treiben sich noch weitere 7 in Schneehöhlen und ähnlichem rum.

Biwakschachtl
Biwakschachtel

King-Sized sieht anders aus. Aber lang dauert die Nacht sowieso nicht. Vor vier geht das Treiben los. Arne kocht uns ganz entspannt mitten zwischen Schlafsäcken, Jacken und Decken erst Mal einen Kaffee. Lässig. In aller Ruhe ohne Hektik packen wir unsere Sachen und starten Richtung Mayerlrampe. Interessant ist, dass alles, was nicht deutsch spricht, und das ist heute die Mehrheit, in Richtung Pallavicini-Rinne startet. Die deutsch/österreichische Fraktion macht geschlossen die Mayerlrampe. Anscheinend besitzt die Pallavicini grade in Osteuropa eine sehr hohe Anziehungskraft, der augenscheinlich nicht nur erfahrene Bergsteiger erliegen. Die Mayerlrampe bietet den wohl abwechslungsreichsten Anstieg auf den Großglockner. Zu Beginn geht’s 200 m in bestem Firn in Richtung Facidilesrinne.

Morgenstimmung
Morgenstimmung

In morgendlicher Stimmung biegen wir dann in die Mayerlrampe nach links ab. Bis zu 70° steiles Eis stehen uns bevor. Aber alle Bedenken, die Susanne zuvor geäußert hat, waren umsonst. Ohne Probleme kommen wir nach 5 Seillängen im Eis in der Sonne am Grögerscheid an. Nach Trittfirn und Eis geht es nun in kombinierter Kletterei weiter. Wenn auch nicht recht schwer, so ist es doch immer eine Umstellung, mit Steigeisen im Fels rumzukrabbeln.

Nordwestgrat
Glockner Nordwestgrat
Oben
Oben

Und plötzlich ist es da, das Gipfelkreuz. Wir stehen am höchsten Punkt Österreichs. Runter geht’s dann vergleichsweise flott, auch wenn ich mir ein paar Skier ab dem Glocknerleitl gewünscht hätte. Nur der Gegenanstieg zur Franz-Josef-Höhe kostet noch einige Schweißperlen.
Hinter uns liegen drei wunderbare Tage in den geliebten Bergen! Glücklich, zufrieden und fertig erreichen wir Regensburg. Danke Arne!

http://www.bergtour.ch

2 Antworten

  1. Hallo! Bin zufällig über Eure Seite gestolpert, wir waren letztes Wochenende am unteren NW-Grat zum Materialtesten. Wir fliegen am 19.05. von Wien ab nach Bolivien! Wann und wo seid Ihr drüben unterwegs?
    LG, Bernhard

  2. Hallo Bernhard,
    wird sind ab 1. Juni in Bolivien, machen nach ein paar Akklimatisationstouren Huayna Potosí (6088 m) und Illimani (6439 m). Anschließend geht es noch eine Woche ins Bolivanische Pantanal.
    Viele Grüße
    Dominik

Kommentar verfassen