So eine Wettervorhersage gab’s schon lange nicht mehr. Zwei Wochen keine einzige Wolke über Mitteleuropa, fast sommerliche Temperaturen und das Anfang Oktober. Letztes Wochenende haben wir die ersten Tage des Hochdruckgebiets im Schüsselkar verbracht, dieses Mal geht es ein Stück weiter nach Süden. Das eh schon lange Wochenende wurde noch um einen zusätzlichen Tag verlängert, da lohnt sich die Fahrt in den Süden. Nachdem in München am Freitag noch ein paar lästige Dinge erledigt werden, geht es anschließend noch ins Basecamp um  Spielzeug zu kaufen: einen neuen Gaskocher!

Kaum auf der A8 Richtung Salzburg wird klar, wir sind heute nicht die Einzigen, die weg wollen. Also erstmal in Holzkirchen von der Autobahn wieder runter und ins Klosterstüberl nach Reutberg. Eine letzte Stärkung, wer weiß was es in den kommenden Tagen aus dem neuen Kocher Leckeres gibt. Die Autobahn ist nun auch gleich schon viel leerer, dennoch dauert die Fahrt, bis wir gegen Mitternacht den Falzaregopass erreichen. Husch husch, wir packen unsere Schalfsäcke und Isomatten und suchen uns ein geschützes Plätzchen zwischen den Felsen.

Dämmerung
Dämmerung

Es geht doch nichts über eine gemütliche Nacht unter Sternenhimmel. Zugegeben, in der Früh bildet sich etwas Tau, aber die Schlafsäcke halten dicht. Kurz nach dem Morgengrauen packen wir unsere Sachen zusammen, wir wollen keinen Ärger mit irgendwelchen Obrigkeiten. Nach dem Frühstück geht es zum Klettern, dem eigentlichen Grund unserer Reise. Zum Aufwärmen wollen wir an die Falzaregotürme. Wird zwar nicht die geplante Tour, irgendwie lassen wir uns von den anstürmenden Massen iritieren und steigen zu weit links ein. Dafür kommen wir aber allein als Erste auf dem kleinen Torre an. Nachmittags geht es an die Westwand des Hexensteins. Wir wählen eine Tour, die noch nicht das Prädikat „beängstigend polierter Fels“ erhalten hat, treffen dafür aber leider auf noch nicht sauber abgekletterten Fels. Ist die Frage, was von beidem das kleinere Übel ist.  Als schon in der ersten Seillänge ein zentnerschwerer Felsblock in der „Via Formiche feroci“ in der Tiefe verschwindet, sind wir uns da nicht mehr so sicher. Auweia. Grad noch Mal gut gegangen. Die Sicherungsmöglichkeiten halten sich in dem Schotter auch in einem überschaubaren Rahmen. So gibt’s schnell mal richtig lange Runouts. Die klettertechnischen Schwierigkeiten sind recht human, aber gerade in dem lockeren Fels kostet das schon ein paar Nerven. Insgesamt eher wenig empfehlenswert.

Marmolada und Hexenstein
Marmolada und Hexenstein

Am Sonntag geht es nach einiger Unentschlossenheit zu den Cinque Torri. Trotz großem sonntäglichen Andrang ist das Rif. Cinque Torri zu. Der Parkplatz mit einer Kette versperrt, so quetscht sich eine ganze Schar Autos auf dem schmalen Sträßchen. Die Chance, die ersten am Einstieg zu sein, haben wir heute morgen schon vergeben, nun heißt die Taktik: Sonne genießen und einsteigen, nachdem der große Andrang rum ist. Wir klettern auf den Torre Grande Westgipfel über die  „Via delle Guide IV“. Nette Genusskletterei!

Cinque Torri
Cinque Torri

Am Gipfel müssen wir etwas warten, bis die  Seilschaften vor uns abseilen. So treffen wir Lisa und Mario, die kurz nach uns eingestiegen sind. Lisa ist noch recht unerfahren beim Abseilen, alle helfen wir kurzerhand zusammen und kommen wieder sicher am Fuß des Großen Turms an. Als Dank dafür gibt es eine Einladung auf ein Bier im Da Strobel.

Seilaufnehmen
Seilaufnehmen

Am Montag brauchen wir dann erst einmal Essensnachschub. Die Hoffnung auf einen kurzen Einkaufstripp im einem Supermarkt in Cortina d’Ampezzo endet in der frustrierenden Erkenntniss, dass es sowas hier anscheinend gar nicht gibt. Susanne hüpft schnell bei einem Bäcker raus und besorgt das Notwendigste.  Das Notwendigste besteht aus drei Semmeln, einem Marmeladenhörnchen und einem Pizzastück. Recht wenig, wie sich später herausstellen sollte. Durch das Rienztal marschieren wir zu den Drei Zinnen. Die gesamte Kletterausrüstung im Gepäck. Durch das Rienztal zieht sich der Zustieg, aber die 22 EUR (!) Maut für 5km zum Rif. Auronzo sind dann doch zu viel des Guten. Anstatt der Kletterausrüstung hätten wir aber mal besser was zum Essen eingepackt. Nach sieben Stunden sind wir hungrig wieder zurück. In Bruneck steuern wir die erste Pizzaria an und ich kann es kaum erwarten, endlich was zu Essen zu bekommen.

Tre Cime
Tre Cime

Am Dienstag frühstücken wir dann mit den Hühnern (was auf unserem Campingplatz wörtlich zu verstehen ist) und schauen dem Federtier zu, während wir auf die Eier im Kocher warten. Den Kocher müssen wir dabei gut im Auge behalten, schließlich wollen wir nur die Eier,  und nicht auch das neugierige Hühnervolk kochen… Leider ist das neue Messner Mountain Museum Dienstags geschlossen, dieser Plan fällt also flach. Nach einem kurzen Shoppingtrip in Bruneck machen wir uns daher wieder auf den Heimweg.

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