„Ah, in die Berge fahren Sie. Zum Wandern?“
“ So ungefähr.“
“ So von Hütte zu Hütte?“
„Ja, genau“.

Der Plan sieht vor, von Pontresina zur Tschiervahütte, von dort über den Biancograt zum Refugio Marco e Rosa zu wandern. Anschließend weiter über die Bellavista und den Piz Palü zur Diavolezza. Dann noch eine kurze Bimlbahnfahrt zurück nach Pontresina. Kein schlechter Plan für einen Wanderausflug.

Roseg Tal
Roseg

Damit das ganze dann nicht zur reinen Hüttenwanderung ausartet, starten wir vorher noch via Eselsgrat auf den Piz Roseg. Am Vorabend wird noch der Zustieg etwas erkundet, so ganz klar ist uns der Übergang Richtung Piz Umur aber nicht. Beim Abendessen sitzen aber noch ein paar andere Piz Roseg-Aspiranten am Tisch, das wird schon klappen um drei Uhr morgens. In aller Herrgottsfrüh dackeln wir hinter den beiden Tischnachbarn her. Nach einer guten Stunde wird uns die Sache dann aber doch ein bisserl unheimlich. Unten über den Tschiervagletscher huschen ein paar Stirnlampen direkt zur Moräne unterhalb des Umurs. Mein Führer liegt im Auto. Mist. Da zieht einer der beiden Jungs seine Kamera raus und siehe da, er hat ein Foto von Übersichtskarte. Jetzt wird schnell klar, dass wir ein ordentliches Stück zu weit gelaufen sind. Also zurück auf Anfang. Der direkte Weg zum Gletscher ist zu steil. Die Lichter der beiden anderen bleiben schnell zurück, Susanne drückt ordentlich aufs Tempo. 1 1/2 h später als geplant sind wir am Gletscher angelangt. Im Morgengrauen kraxeln wir am Fuß des Piz Umur vorbei und siehe da, am Gletscher angekommen legt gerade die letzte Seilschaft ab. Wir sind doch nicht die Letzten. Der Vorsprung der Dreierseilschaft ist am Einstieg des Felsgrats aufgebraucht und wir können vor ihnen einsteigen. Susanne steigt wie schon den ganzen Morgen voran. Bis zu einer markanten Verschneidung oberhalb der Abseilpiste geht’s am laufenden Seil.

Susanne im Vorstieg
Susanne im Vorstieg
Schneekuppe ist in greifbarer Nähe
Schneekuppe ist in greifbarer Nähe

Hier ist kurzzeitig mal nicht klar wo’s weitergeht, aber eine Schlinge weiter oben weist den richtigen Weg. Kurze Zeit später ist auch der letzte Turm erklommen und wir stehen wieder im Schnee. Bis zur Schneekuppe ist es eigentlich nicht mehr weit, allerdings brauen sich im Süden schon die ersten Gewitterwolken zusammen. Ab Mittag sollen sind laut Wetterbericht die ersten Niederschläge mit Blitz und Donner einsetzen. Wir laufen noch ein Stück in Richtung Gipfel, entscheiden uns dann aber zur Umkehr. Der morgendliche Verhauer hat uns zu viel Zeit gekostet und wir wollen weder vom Blitz erschlagen werden, noch in einer der großen Spalten enden.

Neuschnee am Biancograt
Neuschnee am Biancograt

Also geht’s wieder zurück Richtung Hütte. Der Regen lässt dann doch noch auf sich warten, aber sicher wissen tut man das nie. Der Montagmorgen ist wie vorhergesagt trüb und regnerisch. Oben am Biancograt ist alles weiß, soweit man das durch die Wolken erkennen kann. Bis Mittag überlegen wir was wir tun sollen und entscheiden uns für den Abstieg.

Damit ist unser Ausflug aber noch nicht zu Ende.

Wir hängen noch ein paar Tage in einem der schönsten Alpentäler an, dem Val di Mello. Eingerahmt zwischen hohen Granitmauern liegen hier allerlei Blöcke und Felsen herum die zum Bouldern, Klettern und Entspannen einladen. Dazwischen plätschern ein paar Bäche und Wasserläufe herum, die sich bestens zum Abkühlen eignen. Denn hier unten im Süden ist noch Sommer!

Val Masino
Val Masino
Sasso di Remenno
Sasso di Remenno
Bouldern
Bouldern

Die schweren Klettereien im Val di Mello wie z.B. die Luna Nascente, heben wir uns für das nächste Mal auf. Denn wiederkommen werden wir bestimmt, wenn die Anfahrt auch sehr weit ist.

 

 

 

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