Aha, so ist das also wenn man nicht 250 Tage im Jahr zum Klettern oder Bergsteigen kommt. Dann macht man also diese Klassiker. Damit man daheim was erzählen kann und der geneigte und möglichst auch beeindruckte Zuhörer sich auch was vorstellen kann, von den wilden Abenteuern die man gemacht hat oder von denen man geträumt hat. Nun ist das ganze Oberreintal ein einziger Klassiker, inklusive der örtlichen Hütte. Zu jener berühmten Hütte muss man erst Mal kommen, vor allem wenn der Stau kurz hinter Holledau beginnt und erst nach der Partnach-Klamm endet. Ähnlich wie auf der B2 vor Oberau drängen hier die einen, die auf die Hütte (wir!) und die anderen, die die tosende Partnach in der engen Klamm alle 5 m in der Digitalkamera festhalten wollen. Kein Chance zum Überholen… Aber halt! Man darf  sich nicht dazu verleiten lassen, den Zustieg zu einer unbeliebten Pflichtveranstaltung zu degradieren, dafür ist es hier einfach zu schön. Sobald wir die Klamm hinter uns gelassen haben, endet auch der Touristenansturm. So gehen wir mit flottem Schritt zur Oberreintalhütte. Mittlerweile fast ein Unikum unter den Alpenvereinshütten. Ein bewartete Selbstversorgerhütte, das heißt man schleppt sein Essen selbst mit hoch, am besten Nudeln mit Soße, und der Hüttenwart respektive seine Vertretung kocht dir dann dein Essen.  In der 90-jährigen Geschichte hat die Hütte wohl schon so allerlei erlebt, jedenfalls deutlich mehr als hier Platz ist. Wer mehr erfahren will, dem lege ich die Bücher von Charly Wehrle über den Fischer Franze und das Oberreintal ans Herz.

Oberreintalhütte
Oberreintalhütte

Zurück zu unseren Plänen hier im Oberreintal. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass unser Bolivienaufenthalt unsere Klettermuskeln aufgefressen hat. Susannes ursprünglicher Wunsch, die Herbst-Teufel (VI), wird also noch Mal zurückgestellt, als Alternativziel geht’s zur Fahrradlkante.

Einstieg
Einstieg

Wieso man an den Einstieg ein Straßenschild stellt und in der Mitte der Wand ein alter verrosteter Drahtesel hängt, ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Aufgrund der mäßigen Wettervorhersage für Sonntag haben wir das Vergnügen, alleine, ohne Stau und Gedränge, klettern zu dürfen.

Oberreintalpanorama
Oberreintalpanorama

Der Fön rüttelt und zerrt an uns, trotzdem geht’s Seillänge um Seillänge nach oben. Bald sind wir am Radl angekommen. Die Schlüsselstelle. Dank unserer Körpergröße ist der kurze Quergang aber auch kein Problem. Noch ein kurzes Zögern bei einem Spreizschritt ein paar Seillängen später und dann sind wir gleich oben, auf dem Oberreintalturm (2.220m). Vorbei an einem beeindruckenden Felsenfenster geht’s durch die Abseilpiste in der Westrinne wieder zum Startpunkt zurück.

Fast ganz oben
Fast ganz oben
Felsentor
Felsentor

Zur Belohnung gibt es noch ein Weißbier auf der Hütte, aber der Blick gen Himmel mahnt zur Eile. Wenn wir nicht völlig durchnässt beim Auto ankommen wollen, dann müssen wir uns sputen. Geschafft haben wir das dann fast, wenn da nicht wieder der gleiche Stau in der Klamm gewesen wäre. So schüttet es bei Verlassen der Klamm, zum Glück ist es aber nicht mehr weit bis zum Parkplatz.

Am Auto steht fest, da müssen wir noch Mal hin. Vielleicht mit mehr Zeit und mehr Schmalz in den Armen. Auf jeden Fall mit dem Radel, dann halbiert sich der Rückweg!

Anfahrt Großschanze
Anfahrt Großschanze

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