Mittwoch und Donnerstag, 1. und 2. Juni 2011

Jetzt geht’s los. Wir rechnen (zum Glueck zum ersten Mal) durch, wie lange die Reise Regensburg – La Paz dauern wird. Von Haustuere zu Hotelzimmer stehen uns knapp 36 Stunden bevor.

Frankfurt Flughafen – wir treffen bereits die ersten beiden unserer sechs Mitreisenden, was die uns bevorstehenden langen Warte- und Umstiegszeiten gleich etwas unterhaltsamer macht, da wir uns schon viel zu erzaehlen haben. Mit Verspaetung geht es nach Madrid – gaenzlich unkomfortabel und grauenhafte Seitenwind-Landung. Dank der Verspaetung sehen wir den Madrider Flughafen nur kurz, schon sitzen wir im Flieger nach Lima. 12,5 Stunden tiefste Nacht, wir fliegen mit der Dunkelheit mit und irgendwie verfliegen dann auch endlich die Stunden. Dank freundlichem LAN-Service auch halbwegs ertraeglich.

Lima in den fruehen Morgenstunden, fuenf Stunden Wartezeit. Hier treffen wir auch die naechste Mitreisende, was kurzfristig wieder fuer etwas Abwechslung sorgt. Mir ist mittlerweile schlecht und alles wankt. Auch ein paar Liegestuetzen koennen den Kreislauf nicht mehr retten. Der Flug Lima – La Paz dauert dank Umweg und Zwischenlandung in Santa Cruz statt 2 Stunden fast fuenf. Naja, mittlerweile auch schon egal. Der nette Flugkapitaen laesst uns in Santa Cruz auf einen Plausch in sein Cockpit, sichtlich erfreut ueber den Besuch. Ihm war offenbar genauso langweilig wie uns, nachdem er die schwierige Landung bei 25 Knoten Wind bravouroes gemeister hat. Ist ja auch ein Captain mit Zusatzausbildung, ohne die duerfte er in La Paz gar nicht landen. Nun also nur noch ein 1,5-stuendiger Katzensprung nach La Paz. Unausgeschlafen und schon etwas mitgenommen steigen wir in einem der hoechstgelegenen Flughaefen der Welt auf 4.100m aus dem Flieger. Schwankend und wankend wie nach mehrstuendiger Sturmschiffahrt schaffen wir’s durch Passkontrolle und Zoll. Unser netter und sehr kompetenter Reiseleiter Thomas wartet schon auf uns und bringt uns und unser Gepaeck (das es zum Glueck komplett nach La Paz geschafft hat) wohlbehalten ins Hotel. Nur schnell die Zimmer beziehen, und schon geht’s ein paar Strassen weiter zum Essen. Das haben wir jetzt dringend noetig. Dominik missachtet meine Warnungen und rutscht nach dem zweiten kleinen Bier fast unter den Tisch. Irgendwie schafft auch er es noch zurueck ins Hotel und um vier Uhr Frueh deutsche Zeit fallen wir in unsere Betten. Etwas Kopfweh in der Nacht, sonst aber nach ein paar Stunden Schlaf fast schon wieder hergestellt.

Freitag, 3. Juni

Nach einem staerkenden Fruehstueck geht’s mit Thomas und unseren durchwegs sehr angenehmen Mitreisenden auf Stadtrundgang. Stuendlich geht’s uns besser und wir fuehlen uns schon wieder ziemlich fit.

La Paz
La Paz

La Paz ist eine lebendige Stadt. Die erdigen, blassen Farben der Haeuser und des Lands werden durch die farbenfrohen Staende, die die Strassen saeumen, und die bunt gekleideten Indigenas mehr als wett gemacht. Die Menschen hier sind arm, aber finden durch ihre kleinen, vielfaeltigsten Verkaufsstaende oder als Schuhputzer ein meist recht wuerdiges Auskommen. Insbesondere die Frauen pflegen einen sehr herzlichen Umgang miteinander und die alten Menschen werden meist sichtlich geachtet. Wir sehen auch sehr arme Menschen, die bettelnd am Strassenrand sitzen und scheinbar sehr wenig Perspektiven haben. Laut Thomas bildet sich in Bolivien mehr und mehr eine gesunde Mittelschicht – hoffen wir, dass diese Entwicklung weiter vorangeht.

 

Bus
Bus

Samstag und Sonntag,  4. und 5. Juni

Wir sind zurueck vom Titicacasee, landschaftlich sehr beeindruckend und mit bestem Panoramablick auf die Cordillera Real. Nach einem Ausflug auf die Isla del Sol, deren Bewohner durch die Touristen schon ganz schoen „verdorben“ sind, haben wir gestern eine erste Mini-Akklimatisationstour von Copacabana aus unternommen und haben heute einen 4.000er bestiegen. Allerdings kann man sich schon fragen, was so reizvoll daran ist, 4.000er-Huegel hochzukeuchen, wenn man das ganze daheim viel spannender haben koennte. Genauer gesagt frage nur ich mich das, und ich bemuehe mich auch, mir diese Frage schleunigst abzugewoehnen. Wer auf einen (oder genauer zwei) 6.000er will, muss da durchhatschen. Die beiden „Gipfel der Begierde“ strahlen uns uebrigens in den letzten beiden Tagen fast durchwegs sehr eindrucksvoll entgegen, dem Illimani-Blick entkommt man auch in La Paz an kaum einer Stelle. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf die Anstiege. Vom Flugzeug aus konnten wir den Illimani-Gletscher schon bestaunen, sieht so aus, als haetten wir da einen ganz interessanten Gipfel vor uns! Hoffen wir, dass die Akklimatisation mitspielt! Aber wir haben ja noch einige Tage zur Vorbereitung. Morgen geht es auf den ersten 5.000er, immerhin 800Hm, was man sich hier oben schon erst mal erschnaufen darf. Ich muss mich jedenfalls schleunigst von der Idee verabschieden, hier aehnlich munter hochzusteigen, wie zu Hause. Bisher geht es aber allen in der Gruppe sehr gut, alle haben das gleiche Tempo, und mit allen macht es wirklich Spass.

Titicaca-See
Titicaca-See
Abendstimmung Titicaca-See
Abendstimmung Titicaca-See

Bolivien ist uebrigens ein Einkaufsparadies! Hier tut man sich wirklich nicht schwer, viele schoene Mitbringsel einzukaufen. An den Staenden kann man beliebig stoebern, ohne belagert zu werden, was meine Kauflust deutlich steigert. Zumal ich der Meinung bin, dass wir die Bevoelkerung als Touristen schon etwas unterstuetzen sollten, uns das faellt bei den vielen schoenen Sachen, die hier angeboten werden, (und dem Essen!) wirklich nicht schwer. Was wir zumindest aus unseren Erfahrungen aus La Paz und Copacabana uebrigens definitiv nicht bestaetigen koennen, ist, dass die Bolivianer ein sehr misstrauisches und Touristen gegenueber nicht sehr freundliches Volk waeren. Man kann hier durchaus viele Laecheln ernten. Einzige Ausnahme: Die Isla del Sol. Hier wird schon den Kindern eingeimpft, dass man von den Touristen fuer nichts Geld bekommen kann…

Montag, 6. Juni

Der ungeliebte 4000er gestern hat seine Wirkung gezeigt, hoch steigen und tief schlafen hat die Sauerstoffsaettigung anstaendig nach oben und den Ruhepuls  nach unten getrieben, so dass wir heute guter Dinger Richtung 5000er gestartet sind. Das war dann auch schon deutlich mehr Berg und  dank fortgeschrittener Akklimatisation konnten wir Auf und Abstieg heute geniessen. Vom Gipfel aus konnten wir die Route auf den Huayna Potosi schon gut einsehen. Morgen geht’s los, drei Tage Trek Richtung Huayna, dann ins Hochlager und dann hoffentlich ganz nach oben. Naechsten Samstag wissen wir mehr, ich hoffe, wir koennen dann Vollzug melden… Bisher sind wir alle von Durchfall und sonstigen Uebeln verschont geblieben, wenn das so bleibt, stehen die Chancen ganz gut. Unser Bergfuehrerteam inklusive Koch haben wir heute schon weitestgehend kennengelernt, alles tolle Leute!

Bis dahin Hasta luego, amigos!
Eure Susanne und Dominik

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