Zu Weihnachten gab’s von Susanne den Bildband „Austria Alpin – Die großen Gipfel in Österreich„. Den Schutzumschlag ziert eine ausgesetzte Kletterstelle hoch über einer Gletscherlandschaft. Ein Blick ins Buch klärt auf: „Wilde Leck Ostgrat. Scharfer Granitgrat auf steilen, hochalpinen Zahn“. Weiter im Text, „der Ostgrat der Wilden Leck ist eine der schönsten und abwechslungsreichsten Granitklettereien ihrer Art im österreichischen Alpenraum“. Öha, das klingt doch nicht schlecht. Damit man festen Granit im Stubai klettern kann, muss man erst ins Ötztal. Genauer gesagt nach Längenfeld, von da nach Gries im Sulztal und zu guter Letzt (am besten mit dem Radl) auf die Amberger Hütte.

Wilde Leck Ferner
Wilde Leck Ferner

Wetter passt, Paula ist gut versorgt. Morgens holen wir uns mittels der Räder einen kleinen Vorsprung gegenüber dem Rest raus, den wir auch bis zum Gipfel nimmer hergeben. Über dem Sulztalferner zeichnet sich der zackige Grat schon deutlich in der Morgensonne ab. Dann gehts nach rechts steil weg auf den Wilde Leck Ferner, anschließend über Schutt und Blöcken auf die Gratschneide. Was nun folgt ist Genuss pur. Immer dem Grat entlang klettern wir dem Gipfel entgegen. Die meiste Zeit am laufenden Seil, denn die Schlüsselstellen sind schnell überwunden. Für alle Nachahmer sei erwähnt, dass der komplette Grat selbst abzusichern ist. Die Risse und Köpferl schreien aber gerade nur so nach Cams und Schlingen.

Ostgrat
Ostgrat

Der Abstieg ist deutlich heikler zu bewerten. Nicht wegen der klettertechnischen Schwierigkeiten, sondern weil es hier schnell vorbei ist mit festem Granit. Schutt und wackelige Blöcke prägen das Bild. Auch läuft man unterhalb des Grats zurück und so kommen einige Brocken von oben herab, losgetreten von Seilschaften die nicht auf dem Grat geblieben, sondern zu weit in die Flanke ausgewichen sind. So sind wir dann ganz froh wieder am Einstieg zurück zu sein. Auf dem Weg zu den Radln beschäftigt uns nur der Gedanke, ob die Kühe auch ihre Finger respektive Zungen und Hufe von den selbigen gelassen haben und wir nicht die beiden Räder in Einzelteilen ins Tal zurücktragen dürfen. Die Kühe waren brav, alles ist noch funktionstüchtig. Nach einem kleinen Zwischenstopp gehts zum Auto. Jetzt zahlen sich die Räder voll aus. An dem Umstand, dass wir auf dem Heimweg eine gefühlte Ewigkeit im Stau stehen ändert das allerdings auch nix.

Kommentar verfassen