Wer bei mixed rock classics an AC DC oder Bon Jovi denkt liegt in diesem Falle falsch, bei den Rolling Stones allerdings leider richtig. Aber fangen wir von vorne an. Etwas unvorbereitet erreicht mich Arnes Nachricht Mitte Juli: „Hast du Lust den Peuterey Integral dieses Jahr zu gehen?“ Davon träumt jeder Alpinist. Der wahrscheinlich längste Gratanstieg im gesamten Alpenraum mit Endpunkt Montblanc. Kalender gecheckt, Urlaub beantragt, Wetter sieht ganz gut aus, könnte klappen. Freitag nach der Arbeit geht’s bis auf den Furkapass. Morgens gibt es dann einen kurzen Abstecher auf die Furkahörner mit Abstieg in bestem Urner Bruch zum Rhonegletscher. Kurzes Frühstück am Auto und weiter nach Frankreich. Ich treffe mich mit Arne am Picknickplatz kurz hinter Argentiere. Lagebesprechung. Der Wetterbericht sagt in den kommenden Tagen immer wieder Gewitter für den Nachmittag voraus. Keine optimalen Voraussetzungen für Minimum 2 1/2 Tage Gratkletterei. Warten klappt auch nicht, Arne hat den nächsten Job am Donnerstag, aber er hat sich schon Gedanken gemacht. Und nun sind wir schon beim Eingangsthema:

Mixed = Frendopfeiler an der Aiguille du Midi Nordwand (D+)
Rock = Schweizerführer am Grand Capucin (ED-, 6a, A0)
Classic = Kuffnergrat auf den Mont Maudit (D)

Aiguille du midi
Aiguille du midi

Das klingt nach einem super Enchainment für die kommenden drei Tage. Packen und nächster Stopp Mittelstation Midibahn. Zum Refuge du Plan de l’Aiguille läuft man 100 Hm runter. Die wirklich nette kleine Hütte thront über dem Ort. Wir sind nicht die einzigen Frendo-Anwärter. Insgesamt 8 weiter Seilschaften haben sich auf der Hütte eingefunden. Unter anderem ein etwas ungleiches spanisches Gespann, bei dem der Führer wohl mit Turnschuhen den Grat absolvieren will. Vielleicht ist er sich sicher, dass es mit seinem Gast gar nicht so weit kommen wird. Eine Frage die uns heute noch bewegt, wie weit die beiden wohl gekommen sind. Um dem größten Andrang zu entgehen, starten wir zügig nach dem Frühstück um zwei Uhr. Links vom Wandfuß geht es in weichem Stapfschnee in den Felsteil. In einer rechts-links-Schleife kommen wir auf den Grat. Die Kletterschwierigkeiten halten sich in überschaubaren Rahmen, so kommen wir am laufenden Seil zügig voran. Trotz des Andrangs halten sich die Wartezeiten in Grenzen.

Frendopfeiler
Frendopfeiler

Allmählich kommt die Sonne ums Eck und wir gelangen auf den Gratkopf. Nun wechseln wir ins Eis. Eine schmale Firnschneide geht über in die Eiswand unterhalb der großen Felseninsel. Links oder rechts vorbei? Wir entscheiden uns wie die drei Seilschaften vor uns für links. Ich sichere Arne unterhalb der Felsen, plötzlich donnert links ein großer Felsbrocken vorbei. Als ich zum Stand nachkomme, ist mir nicht so ganz klar was passiert ist.

Eis
Eis
Blick zurück
Blick zurück

Eine der Seilschaften über uns hat den Brocken losgetreten und Arne hat’s (zum Glück nur) am Unterschenkel erwischt. So viel zum Thema Rolling Stones. Mit ordentlich Schmerzen und einer Portion Wut im Bauch geht es raus aus der Wand. Wegen einer Unachtsamkeit eines Vorauskletternden steht die ganze Unternehmung vor dem Ende. Noch geben wir nicht auf und fahren mit der Panoramabahn zur Pt. Helbronner und Turiner Hütte. Der ganze Berg schaut aus wie eine einzige Baustelle. (Ist er größtenteils auch) Die Hütte ist mit das schlimmste was mir je untergekommen ist. Zwar netter Service, aber die hygienischen Zustände sind eine Katastrophe. Nach einem Blitzeinschlag gibt es keinen Strom mehr, somit auch kein fließendes Wasser. In der Folge steht für die geschätzten 150 Gäste nur noch eine Toilette zu Verfügung. Irgendwie scheint die ganze Hütte nur noch zusammengeflickt und man erwartet, dass die ganze Konstruktionen jeden Moment den Abhang hinunter kracht. Wenn dabei niemand zu schaden käme, wäre das sicherlich die beste Lösung, sich dem ganzen Teil zu entledigen… Leider bringt die Nacht nicht die erhoffte Besserung für Arnes Unterschenkel und wir trotten wieder zurück zur Hütte. Jetzt nur noch wieder zurück mit der Panoramabahn und runter ins Tal.

Pt. Helbronner
Pt. Helbronner

Aber auch hier haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Panoramabahn steht, vermutlich ebenfalls wegen des Blitzschlags am Vorabend. Die Bauarbeiter haben auch keinen Strom, so können wir, immer noch in der Hoffnung, dass das Problem schnell gefixt ist, ihnen beim Aufräumen zuschauen. Irgendwann ist der Strom wieder da, aber die Bahn fährt trotzdem nicht. Motor kaputt, der Mechaniker soll irgendwann erscheinen, aber ob die Bahn heute noch fährt ist eher ungewiss. Nachdem Laufen keine Alternative ist, müssen wir auf der italienischen Seite runter und irgendwie durch den Tunnel auf die andere Seite kommen. Zumindest hier haben wir Glück und kommen per Autostopp schnell voran. Die Stimmung ist nicht die Beste. Arne kühlt sein Bein und wir mittels einem heimischen Biers unsere Gemüter. Nachdem am Dienstag immer noch keine Besserung zu verspüren ist, statten wir dem Hospital in Sallanche einen Besuch ab. Die Ärzte können auch nicht viel helfen, ist halt ein Bluterguss im Wadl. Sicherlich schmerzhaft, aber außer warten geht da nicht viel. Tja, dann fahren wir halt wieder heim. Immerhin eine tolle Tour von Dreien und die Gewissheit, da muss ich schnellstens wieder hin.

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