Wie nennt man einen, der schon im Herbst des Vorjahres weiß, wo im schneearmen Februar die besten Skitourenbedingungen herrschen? Hellseher? Könner? Na ja, wohl eher Glückspilz. Als solche fühlen wir uns, als wir uns mit insgesamt 16 SWC-Skitourengehern in Richtung Großglockner aufmachen. Die Vorhersagen sind noch nicht so vielversprechend. Die Piktogramme zeigen Wolken mit leichtem Schneefall, dahinter lugt eine Sonne raus. Angekommen am Lucknerhaus ist noch nicht viel von der Sonne zu sehen, allerdings ist alles frisch verschneit, was uns auch nicht stört. Es steht auch nur eine Aufwärmtour mit LVS-Training auf dem Programm. Auf zum Berger Törl und der Glorerhütte! Im Nebel vertraue ich auf meine Nase und siehe da, plötzlich stehen wir vor der Hütte. Wie sich in den kommenden Tagen zeigen sollte, funktioniert das mit der Nase nicht immer so gut.

Wolken an der Glorer Hütte
Wolken auf dem Weg zur Glorerhütte

Die Abfahrt lässt uns, trotz Nebel, schon erahnen was die kommenden Tage bringen werden. Jetzt heißt es erst einmal ab in die Sauna.

Freitagmorgen hebe ich um halb sieben kurz den Kopf und was seh ich? Den Großglockner! Von Nebel und Wolken keine Spur. Das Figerhorn, unser heutiges Ziel ist ein Paradeskiberg. Nach 100Hm auf einem Forstweg geht es 900Hm hinauf in einen freien Hang mit idealer Neigung. Die Gipfelflanke steilt etwas auf, aber mit guter Technik kommen alle oben an. Die zweite Gruppe entscheidet sich Großteils für die Variante mit Skidepot und Fußmarsch.

Anstieg zum Figerhorn
Anstieg zum Figerhorn
Gipfel Figerhorn
Gipfel Figerhorn

Eine traumhafte Abfahrt schließt sich der Gipfelrast an. Nur einer kann leider das ganze nicht voll genießen. Hans hat sich eine fiese Blase am kleinen Zehen gelaufen. Der Zeh ist mittlerweile fast so groß wie der Große. Da macht die Abfahrt auch keinen Spaß.

Der Samstag bringt das Highlight der vier Tourentage. Am Freitagabend studieren wir noch Mal die Aufstiegsroute zum Bösen Weibel, Rosi schreibt sich noch einen kleinen Marschplan. Also bestens vorbereitet starten wir eine gute halbe Stunde nach der ersten Gruppe.

Anstieg Böses Weibl
Anstieg Böses Weibl

Nach einer bewaldeten Steilstufe und einer längeren Querung gelangt man in den ersten kleineren Kessel an dessen Ende ein markanter Gipfel steht. Nun müssen wir rechts vorbei eine kleine Rampe hinauf. Unter dem Pulverschnee liegt eine harte und feste Altschneedecke, wir müssen zum ersten Mal zu Fuß die Skier tragen.

Skier tragen
Skier tragen

Die sich daran anschließende Rinne ist auch beeindruckend, als wir wieder an die Oberfläche zurückkehren, kommen wir noch Mal auf die eingangs schon angesprochene Nase zurück. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns rechts halten müssen. Die Spur der Rennläufer, die uns morgens überholt hatten geht nach links. Karte und GPS raus! GPS sagt links. Rosi sagt nach dem Blick in die Karte auch links. Wie man sich täuschen kann. Wir laufen der Spur nach und kommen von links Richtung Gipfel, im Glauben nur den Weg von der anderen Seite gewählt zu haben. Als da aber nur ein dürftiger Steinhaufen den höchsten Punkt markiert ist sofort klar, dass wir auf dem Falschen stehen. Macht nichts – immerhin auch ein 3.000er!

Blick zu den Gridenkarköpfen
Blick zu den Gridenkarköpfen

Der Karte entnehmen wir den wahren Namen: Gridenkarköpfe. Michele tauft ihn zum „Falschen Weibel“ nach dem das echte Böse herüberlacht. Der Großteil der Gruppe belässt es dabei, nur Susanne, Rosi, Pfiff und ich wollen noch hinüber. Leider wollen Rosis Felle nicht mehr so recht. Eher unmotiviert hängen sie am Ski. Auch die Kabelbinder helfen da nix mehr. Zu dritt stehen wir am richtigen Ziel unserer Unternehmung. Obwohl wir heute nicht ganz alleine sind, so wie in den vergangen Tagen, bleibt noch genügend Pulverschnee für eine gigantische Abfahrt.

Abfahrtsgenuss
Abfahrtsgenuss

Bei diesen Bedingungen bekommt der Kniefall beim Telemarken noch eine ganz andere Bedeutung.

Mein Versuch noch eine Vollmondskitour zu organisieren, scheitert an einer gewissen Bierschwere und inneren Zufriedenheit der potentiellen Teilnehmer, ob des schon geleisteten Tagwerks.

Den Abschluss soll am Sonntag noch eine kleine Tour in Richtung Stüdlhütte bilden. Mein Plan ist es, soweit zu gehen wie wir wollen, um dann nicht allzu spät die lange Heimreise anzutreten. Jürgens Gruppe zieht dann aber doch noch hinauf bis zu Hütte, meine Gruppe macht einen Schwenk nach Osten und lässt sich auf einem wunderbaren Brotzeitplatz mit Glocknerblick nieder. Auch hier befahren wir noch weitestgehend unverspurtes Gelände hinab zu unserem Basislager dem Lucknerhaus.

Blick zurück zum Glockner
Blick zurück zum Glockner

Besser geht es kaum. Aber das gehört bei den SWC Skitouren der letzten Jahre schon zum Programm: Beste Stimmung bei allen Beteiligten, keine Verletzungen, gute Schneeverhältnisse und Sonnenschein! Und schon gehen die Planungen für das kommende Jahr los. Ideen, Vorschläge und Wünsche sind jederzeit willkommen!

Die restlichen Bilder aus Susannes und meiner Kamera findet ihr hier!

Gegenlicht
Gegenlicht

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