Nachdem sich Arnes Idee von einer Kletterreise nach Marokko mit einem Sturz am Schlossfelsen im Altmühltal erledigt hatte, schlage ich ihm eine Woche Klettern im sonnigen Spanien vor. Weißt schon, hier Nebel und Kälte, dort Sonne, T-Shirt und so. Auf geht’s zum Sportklettern nach Siurana.
Nach einigem hin und her werden endlich die Flüge nach Barcelona gebucht. Peter, ein Bekannter von Arne aus Benediktbeuren kommt auch mit. Ein bisserl noch checken wo wir nächtigen, ok, wir nehmen die Blockhütte am Camping Siurana. Kurz vor dem Check-in stößt noch Kerstin dazu. So sind wir vier, zwei Seilschaften, das passt. Mal schauen wie wir das ganze Gepäck samt großer Fotoausrüstung in den Mietwagen bekommen. Die Anreise klappt ziemlich reibungslos; gut Peter kommt auf den letzten Drücker in den Flieger, die morgendlich Rushhour in München ist einfach unberechenbar. Am frühen Nachmittag sind wir im Zielgebiet. Wir haben keine Zeit zu verlieren, schnell Auto entladen in die kleine Hütte, Betten verteilen und zum Felsen eilen. Der erste und am schnellsten zu erreichende Sektor liegt gleich hinter dem Parkplatz vor dem Ortseingang: Can Melafots.

Sportklettern in Siurana
Siurana 2013

2. Tag: Den Führer aus dem Internet kann man sich sparen. Irgendwie fehlt die Hälfte der Sektoren und Routen. So latschen wir durch die Macchia auf der Suche nach irgendwelchen interessanten Touren. Nach einigem hin und zurück landen wir im Sektor Siuranella. An der windigsten Stellen starten wir mit ein paar leichteren Touren und nachdem schon fast Mittag ist kommen noch ein paar Kletterer und wir können einige Blicke in den aktuellen Führer erhaschen. Ich bin noch im Aufwärmmodus, Peter kommt schneller rein und die beiden Anderen spielen eh in einer anderen Liga.
Der dritte Tag ist auch wieder sonnig und warm, zumindest im Windschatten und in der Sonne. Das Autothermometer zeigt morgens frische 3,5°C an. Aber in den Sektoren unterhalb der Ortschaft Siurana (Toni Gros, etc.) sind kurze Ärmel angesagt. Peter und ich, wir beschäftigen uns mit einer netten 7a+, während Kerstin und Arne schon ein Stück weiterziehen. Peter punktet, mein Kopf ist noch immer nicht so richtig frei, aber es wird. Nachmittags noch in eine 7b von Arne  reingeschnuppert, allmählich kommt die Lust und die Motivation für die schwereren Dinger. Im Sonnenuntergang schlendern wir durch den alten Ort und landen schließlich im Refugio. Hier gibt’s WiFi, ohweh, der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Noch hoffen wir, vielleicht hat das Bier und der Rotwein seinen Anteil daran. In der Nacht geht es aber los. Zuerst Wind, dann  Starkregen. Zum Glück in der Hütte und nicht im Zelt. Kerstin weckt uns zum morgendlichen Kaffee. Draußen rieselt der Schnee. Die Autofahrt nach Cornudella zum Einkaufen ist eine Reise durch eine Winterlandschaft. Alles weiß. Nachmittags landen wir wieder im Refugio. Peter analysiert Satellitenbilder, sein Fazit: Ein fetter Tiefdruckwirbel über Nordostspanien schaufelt feuchte Luft en mas an. Es bleibt erst einmal feucht. Leider hat er recht. Sonntags wird der Himmel etwas hellgrauer und wir zuckeln los auf der Suche nach trockenem Fels. Mäßig motiviert klettern wir immerhin ein halbes Duzend leichtere Routen. Arne und Kerstin verschlägst noch in Richtung El Pati und La Olla, wir landen in der Bar am Campingplatz, der nächste Wolkenbruch kündigt sich an. Trotz allem ist die Stimmung immer noch gut. Wir unterhalten uns mit Fragespielen. So kriegt man auch Zeit rum.

Sportklettern in Suirana
Reserva India

Montag: Wir liegen im Bett und lauschen. Der Regen prasselt auf das Dach der kleinen Hütte. Dann wieder mal Ruhe. Hoffnung keimt auf, aber im nächsten Augenblick fängt es wieder an zu schütten. Nach dem Frühstück überlegen wir gemeinsam was wir tun können. Irgendwie entscheiden wir uns in die nächste größere Stadt zu fahren; nach Reus zum Decathlon. Hier gibt es WIFI, vielleicht auch Regenjacken und Gummistiefel, auf jeden Fall vergeht der Vormittag dabei. So kommt Kerstin zu einer neuen schicken Regenjacke, Peter und ich beobachten verzweifelt die Wetterkarten und Arne kämpft mit der WLAN Verbindung mit seinem Smartphone. Irgendwann wird’s uns zu blöd und wir düsen mit unserem Skoda zum Carrefour, Lebensmittel einkaufen. Anschließend gibt es noch eine kleine Stadtrundfahrt im Regen und wieder zurück in unser Hütterl.
Nachmittag: Nachdem Peter ja den Plan hatte einen Film zu drehen, schauen wir uns mal die 7b+ an, die Kerstin und Arne als Projekt auserkoren haben. Die Wege sind reisende Bäche, über die Überhänge schießen Wasserfälle. In La Olla und El Pati sind zumindest finden sich noch ein paar trockene Stellen unter den riesigen Felsendächern. Wenn es in diesem Leben noch mal aufhört zu Regen, dann wissen wir wenigstens wo wir als ersten hin schauen.

Topo Studium
Topo Studium

Es geschehen noch Zeichen und Wunder, ich wache auf und alles ist ruhig: Das sonore Geprassel ist weg.  Unglaublich! Gestern Abend gab es ernsthaft Gedanken den Flug vorzuverlegen. Ah geh! Wir wissen doch wo’s trocken ist. Kerstin und Arne haben ihr Projekt, aber auch wir haben gestern eine schöne steile Linie entdeckt, die sicher trocken ist. Und so checken wir Crosta Pànic aus. 7a+, schön steil, im Mittelteil ziemlich kleingriffig, das Finale ist ein großgriffiges Dach. Peters erster Go ist erfolgreich, ich fliege am letzten Zug raus. Aber noch mal die 35m Anlaufen nehmen, da hab ich grad keinen Bock. Trotzdem bin ich zufrieden und wir ziehen weiter Richtung La Olla. Hier gelingt dann noch ein 7a. Das sollte dann auch reichen für heute. Der Sonnenuntergang taucht den Canyon in ein wunderbares Licht, Mist, die Kamera hab ich heute nicht dabei.
Letzter Tag. Morgens im Schatten 0°C. Brrr. Packen, Hütte putzen, auschecken. Der Flieger geht erst Abends, so bleibt noch Zeit für eine letzte Kletterrunde. Noch Mal Toni Gros. Und auch heute gilt, ohne Wind wird’s schnell angenehm warm. Peter will wenigstens noch ein paar bewegte Bilder in den Kasten bekommen und filmt. Ich mühe mich heute in einer 6c+ ab, wieder einmal zeigt sich , dass 50% der Kletterei im Kopf entschieden wird und nicht in den Armen. Zum Abschluss gibt es noch einen kurzen Plausch mit Toni Arbones, dem Local hier. Dann geht es wieder heim. Schweigen kehrt ein, allen wird klar, dass trotz den teilweise recht widrigen Wetterbedingungen eine wunderbare Woche zu Ende geht.

Filmen
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Sportklettern in Siurana

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