Geschafft! Die nächste Stufe auf dem Weg zum Hochtourenführer ist erklommen. Gespannt auf die Dinge, die uns erwarten geht es über den Brenner ins Pflerschtal. Ein kleines Seitental vom Brenner, touristisch wenig erschlossen, dafür ein wunderbares Tourengebiet. Die Unterkunft für die kommenden sieben Tage ist der Pfarrgasthof in St. Anton. Keine Luxusherberge, aber nett geführt mit guter Küche. Mit an Bord sind lauter bekannte Gesichter aus dem letzten Jahr, ergänzt um einen Quoten-Preiss aus Hessen und einen Franken. Die Ausbilder fallen im ersten Augenblick durch lustiges Schuhwerk zum einen und Schweigsamkeit zum anderen auf.

Pflerscher Tribulaun
Pflerscher Tribulaun

Erstes Tourenziel ist das Gaitner Joch (2.389m) von Flading aus. Zum Startpunkt gelangt man über Sterzing in Richtung Ratschings. Der Übergang zum Schlotterjoch bleibt uns aus verschiedenen Gründen leider verwehrt. Auf der Wumblsalm gibt es die erste Lehrprobe. Die allgemeine Spannung ist schon spürbar. Diese Spannung, bei dem einen mehr beim anderen weniger, bleibt der Begleiter für die kommenden Tage. Aber das ist nach der Grundstufe auch ein bekanntes Gefühl.

Die Schnee- und Witterungsbedingungen versprechen jetzt schon ein paar schönen Touren in den folgenden Tagen.

Gaitner Joch
Gaitner Joch

Die Führungsarbeit für Dienstag wird von Trixi und Walter geleistet. Das Wetter ist immer noch geprägt von Nordfön. Leichte Niederschläge in der Nacht sollen die Lawinensituation etwas verschärfen. Ziel ist die Flatschspitze (2.566m), Start an der ehemaligen Liftstation Zirog. Von der ehemaligen Talstation des Zirog-Liftes führt die Schneise durch den Wald über mehrere Steilstufen nach oben. Nach einer Gruppe von Almhütten (Badalm, 1601m) ein weiterer Steilaufschwung bis man schließlich die freien Almböden (kleine Kapelle links) kurz vor der Enzianhütte erreicht.
An der Hütte vorbei machen wir eine Rast. Nach der Pause treten konditionelle Schwächen eines Teilnehmers zu Tage, die uns trotz einiger Erleichterungen (Leo und ich tragen zeitweise zwei Rücksäcke) auf dem abgeblasenen Rücken zum Umkehren zwingen.

Am Mittwoch geht der Föneinfluss etwas zurück, was südlich der Alpenhauptkamms in der Regel zu weiterem Hochdruckeinfluss, also eher schönem Wetter führt. Wieder geht es nach Flading. Am Talende starten wir in Richting Kleiner Kreuzspitze (2.518m) . Heute kommen wir gut voran. Das Wetter ist prächtig.

Nach der Klammalm
Nach der Klammalm

Über schöne Hänge führt die Spur auf einen Sattel (2.250m), von hier sieht man zum ersten Mal den Gipfelaufbau.

Kleine Kreuzspitze
Kleine Kreuzspitze

Kurze Zeit später ist auch der etwas ausgesetzte Gipfelgrat überwunden und schon fahren wir den steilen Hang wieder hinunter. Richtig Rast gibt es erst wieder an der Klammalm. Vor lauter Aufregung habe ich doch glatt meine Brotzeit vergessen. Hungern muss ich dank meiner lieben Kollegen nicht. Der anschließende Bau eines Schalungsbiwaks will trotz der Anwesenheit eines Maurermeisters nicht so recht gelingen. Erst schaufeln wir uns durch historische, gelbe Schneeschichten, anschließend will der Schnee aber nicht mehr halten, zu guter Letzt stürzt noch die einzige Frau im ganzen Lehrgang zum Dach hinein. Was lernen wir daraus? Besser mal eine Schneehöhle graben, als Zeit mit dem Iglubau verschwenden.

Am Donnerstag geht es zum ersten Mal aus dem Flerschtal auf Tour. Die Maurerspitze  (2.628m) ist die letzte Skitour im Rahmen des Lehrgangs.

Auf dem Weg zur Maurerspitze
Auf dem Weg zur Maurerspitze

Der erste Teil der Strecke verläuft auf der Forststraße zur Ochsenalm. Etwas später kommt man auf freie Hänge. Vorbei an einer verfallenen Materialseilbahn geht es in südlicher Richtung über schöne Rücken und Mulden das Hochtal hinauf. Ein kurzer flacher Talboden führt zum Steilhang, der das Tal abschließt. Diesen überwinden wir in vielen Spitzkehren, bis wir das Pfarmbeiljoch (2.528 m) erreichen. Hier machen wir Skidepot.

Pfambeiljoch
Pfarmbeiljoch

Vom Skidepot geht es zu Fuß unschwierig zum Hauptgipfel der Maurerspitze.

Gipfelgrat Maurerspitze
Gipfelgrat Maurerspitze

Das kleine aber feine Skigebiet Ladurns bildet am Freitag noch den besten Rahmen für die Alpinen Fahrformen im gesichterten Skiraum. Bei bestem Wetter und kaum Betrieb kommt es bei niemandem zu ernsthaften Problemen. Den Abschluss bildet abends noch die Theorieprüfung. Deutlich umfangreicher als bei der Grundstufe muss ich meine grauen Zellen nochmals richtig anstrengen. Aber auch das ist irgendwann erledigt. Ab jetzt wird es so richtig gemütlich. Die Anspannung fällt von allen ab. Am Samstag Morgen, unserem letzten Tag, wird noch der behelfsmäßige Rettungsschlitten auf der Rodelbahn auf Praxistauglichkeit geprüft. Walter erzählt anschließend noch was zur Schienung von Brüchen etc. Die anschließenden Einzelgespräche mit den Ausbildern ziehen sich, doch irgendwann geht es dann wieder zurück über den Brenner.

Was bleibt in der Rückschau? Anstrengende, lustige, diskussionsreiche, lehrreiche Tage gehen zu Ende. Nicht nur wir, sondern auch die beiden Ausbilder haben ein hochmotiviertes Team gebildet.